Zwei große Neuigkeiten an einem Tag: Die Berliner Digitalbank N26 hat endlich die Wachstumsbeschränkungen der Finanzaufsicht hinter sich gelassen, während der Neobroker Trade Republic sein Bankangebot erweitert. Das Duell der Milliarden-Fintechs erreicht damit eine neue Stufe.
Von Katharina Slodczyk
Neue Freiheit: Die N26-Gründer Maximilian Tayenthal (links) und Valentin Stalf können nun offensiver neue Produkte vermarkten. Die Finanzaufsicht Bafin hebt die Beschränkungen für das Unternehmen auf. Foto: Alexander BabicEinige Monate lang haben sich die beiden milliardenschweren Finanz-Start-ups N26 und Trade Republic vorbereitet. Jetzt erhöhen sie das Tempo und dringen in das Kerngeschäft des jeweils anderen vor.
Bei der Berliner Digitalbank N26, unter der Führung der Gründer Valentin Stalf (38) und Maximilian Tayenthal (43), ermöglicht dies eine lang ersehnte Entscheidung der Finanzaufsicht Bafin. Ab Juni wird das Unternehmen die von der Behörde auferlegte Wachstumsbremse los sein, die N26 seit zweieinhalb Jahren stark eingeschränkt hat. Diese neue Freiheit verkündete das Start-up an diesem Dienstag. Stalf und Tayenthal wollen nun die Vermarktung neuer Produkte, wie den Handel mit Aktien und Fonds, den sie schrittweise gestartet hatten, intensivieren.
Ebenfalls am selben Tag verkündete der Berliner Neobroker Trade Republic eine neue Offensive. Das Team um Mitgründer Christian Hecker (34), dessen Wurzeln im Wertpapierhandel liegen, war bereits Anfang des Jahres in das Geschäft mit Bezahlkarten eingestiegen – ein Frontalangriff auf N26. Jetzt folgt die nächste Attacke: Trade Republic stattet die Konten seiner Kunden mit deutlich mehr Funktionen aus, wie Hecker am Dienstag bekannt gab. Diese werden zu klassischen Girokonten, bisher eine Domäne von N26.
Das Duell der beiden Berliner Mega-Fintechs verschärft sich nun ohne Einschränkungen. Beide Unternehmen gehören zu Deutschlands größten und am höchsten bewerteten Start-ups. Trade Republic wurde bei der letzten Finanzierungsrunde 2021 mit rund 5 Milliarden Dollar bewertet, während N26 auf 9 Milliarden Dollar kam. Die Hecker-Truppe hat gut vier Millionen Kundinnen und Kunden, N26 mehr als doppelt so viele, wobei nur etwa die Hälfte der Kunden Erträge bringt. Die Smartphonebank arbeitet weiterhin mit Verlusten und verzeichnete 2023 etwa 100 Millionen Euro Verlust. Trade Republic hingegen schloss das vergangene Geschäftsjahr mit einem zweistelligen Millionengewinn ab. Jetzt dringen sie in die Geschäftsfelder des jeweils anderen vor.
N26, das ursprünglich mit Girokonten und bunten Bezahlkarten gewachsen ist, hatte sich selbst ausgebremst, indem es sich mit der Bankenaufsicht anlegte. Da N26 trotz zunehmender Kritik der Bafin regulatorische Vorgaben zur Bekämpfung von Geldwäsche und zur Verbesserung interner Prozesse nicht wie gefordert umsetzte, beschränkte die Behörde im November 2021 das Wachstum auf nur 50.000 Neukunden pro Monat. Das war schmerzhaft für N26, das in Spitzenzeiten mehr als dreimal so viele neue Nutzer auf seine Plattform holte.
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